Gaslicht blendet

Wie schafft Frau M. es, einem Teil der Bevölkerung dieses Landes die Kröten so in den Schlund zu drücken, dass er bereitwillig schluckt? Warum können sie und Ihresgleichen nach dem Motto Was schert mich mein Gewäsch von gestern von sich geben, was gerade ins Konzept passt, ohne dass ein Großteil der Menschensich den Finger an der Stirn wundtippt?
Gaslighting nennt man in der Psychologie eine
Manipulationstechnik, die beim Empfänger gezielt zur Desorientiertheit zwischen
Realität und Fiktion führen soll. Man kennt dieses Prinzip aus verschiedenen
Hitchcock-Filmen, in denen ein Bösewicht versucht, einen Protagonisten so zu
verwirren, dass dieser nicht mehr zwischen Einbildung und Wirklichkeit
unterscheiden kann und schließlich am eigenen Verstand zweifelt. Was Hitchcock
im Film zeigt, passiert auch alltäglich im realen Leben, wenn narzisstische
Persönlichkeiten den eigenen Partner, das eigene Kind oder Mitarbeiter bewusst
manipulieren.
Das Ziel ist, den Partner, Mitarbeiter oder das Kind so durch
Widersprüche zu verwirren, dass der andere instabil wird, an sich selbst
zweifelt, die Schuld auf sich nimmt (für was auch immer), sich noch mehr Mühe
gibt, um alles richtig zu machen und sich schließlich unterordnet und gehorsam
folgt. Es geht um Macht. Das Spiel hat kein Ende. Gaslighting führt zur
Zerstörung.
Beim Gaslighting geht der Täter so vor, dass Kritikpunkte oder Krisen
herbeikonstruiert werden, die ein Eingreifen des vermeintlich Hilfegebenden
notwendig machen. Dabei werden entweder Probleme erfunden oder Tatsachen so
verfälscht, dass sie ein vermeintliches Problem ergeben. Jedweder Vorlauf wird,
je nach Bedarf, als so fehlerhaft oder unzulänglich dargestellt, dass es
angeblich zu negativen Konsequenzen kommen muss. Vermeintlich wohlwollend wird dem
Opfer versucht einzureden, dieses habe keine Wahl gelassen und durch sein Fehlverhalten
das Ausüben von Sanktionen unausweichlich herbeigeführt.
Das Gaslighting-Opfer wird nicht nur als Verursacher verantwortlich gemacht, sondern auch zum Täter deklariert. Die Beispiele prügelnder Ehepartner oder Eltern, die sich nach den Handgreiflichkeiten als das Opfer darstellen und dem Geprügelten Schuld und Verantwortung für den Angriff geben, dürften geläufig sein. Der Gaslight-Täter erklärt emotional und scheinbar verletzt, dass es ihm im Herzen wehtun würde, bestrafen zu müssen! Er stellt sich als der Enttäuschte, aber Vernünftige und damit Überlegene dar, der immer wieder versöhnlich und ruhig auf den anderen zugeht - in Wirklichkeit handelt es sich um einen weiteren Vernichtungsschlag gegen das eigentliche Opfer, das permanent versucht, alles besser und richtiger zu machen, weil es sich für verantwortlich hält. Es glaubt dem Gaslighter vertrauensvoll und verzweifelt, dass dieser aufgrund seiner scheinbaren Stärke die Situation besser überblickt. Doch der Teufelskreis wird mit jeder Gaslight-Runde enger. Angriffe und Übergriffe werden in voller Kehrtwende in Rettung und Hilfe umbenannt. Das Opfer wird immer instabiler. In dem Maß, in dem die Verunsicherung steigt, steigt auch die Abhängigkeit vom Gaslighter, der sich dem Zweifelnden als Fels in der Brandung verkauft und sich als Führer in der Orientierungslosigkeit anbietet.
Gaslighting lebt von der Inkongruenz zwischen dem gesprochenen Wort und dem gezeigten Verhalten. Es werden nicht nur das Blaue vom Himmel versprochen und aus dem Nichts Krisen heraufbeschworen, natürlich verursacht vom Opfer, es werden auch die Verfehlungen des Gaslighters umgedreht und ins Gegenteil verkehrt. So wird beispielsweise von einem misstrauischen Gaslighter, der keinen Widerspruch duldet, sondern diesen sofort ahndet, nachdrücklich postuliert, er sei voller Vertrauen und schätze das offene Wort. Je nach Verwirrungsphase ist das Opfer bereits im Verlauf innerlich mundtot gemacht worden; oder es befindet sich in einer Position, in der es die angeblich bestehenden Rechte gar nicht wahrnehmen kann, so als würde man einem Fisch das Recht einräumen, jederzeit auf einen Baum zu fliegen; oder es wird sofort hart bestraft (und damit wieder zum Täter gemacht), wenn es tatsächlich die verbal eingeräumten angeblichen Rechte tatsächlich nutzt. Wurde erst einmal eine sorgfältige Verwirrungsbasis gelegt, kann der Gaslighter aus dieser Position heraus jede Lüge, die ihn großartig dastehen lässt, als Wahrheit in den Raum stellen.
Nachfolgend ein kurzer Auszug der heutigen Rede von Frau M. vor dem Bundestag:
"Ich danke von Herzen dafür, dass der deutsche Bundestag (...) unter schwierigen Umständen die gesetzlichen Maßnahmen äußerst schnell beraten und beschlossen hat.
(...)
Ich verstehe, dass dieses Leben unter Coronabedingungen schon sehr, sehr lang vorkommt. Niemand hört es gern, aber es ist die Wahrheit: Wir leben nicht in der Endphase der Pandemie, sondern immer noch an ihrem Anfang. Wir werden noch lange mit diesem Virus leben müssen. Und die Frage, wie das Virus zu irgendeinem Zeitpunkt unser Gesundheitssystem überwältigt und in der Folge unzählige Menschen das Leben kostet, diese Frage wird noch lange die zentrale Frage der Politik in Deutschland und in Europa sein.
(...)
Eine solche Situation ist nur
akzeptabel und erträglich, wenn die Gründe für die Einschränkungen
transparent und nachvollziehbar sind, wenn Kritik und Widerspruch nicht nur
erlaubt, sondern eingefordert und angehört werden, wechselseitig. Dabei
hilft die freie Presse, dabei hilft unsere föderale Ordnung. Dabei hilft
aber auch das wechselseitige Vertrauen, das hier im Parlament wie
überall zu erleben war."
Schon dieser kurze Ausschnitt einer langen Rede zeigt, wie Gaslighting
funktioniert. Emotional betroffen ist der Gaslighter gezwungen, dem verwirrten
Volk mit Maßnahmen zu begegnen. Nein, er tut das nicht gern, aber er stellt
sich dieser Aufgabe, weil er ja muss! Von Herzen bedankt sich Frau
M. und simuliert damit ein Tun aus Herzensmotiven. Die unverfroren äußerst
schnell über das Land gestülpten Fesseln, trotz der schwierigen Umstände
(produziert in vorherigen Gaslight-Runden), werden als knackige Teamwork-Leistung
bejubelt. Mit Verständnis wird
gelockt, um gleich darauf klarzustellen, dass die Wahrnehmung des
ungeduldigen, ja unverständigen Volkes täuscht, denn die Zeit der Maßnahmen komme
den Menschen zwar lang vor, sei es aber gar nicht. Das weiß Frau M.,
deren Zeitempfinden der Maßstab ist. Und da geht es auch gleich weiter mit der Hilfestellung,
indem sie Verständnis für das kindische Ohrenzuhalten zeigt, aber man
müsse ja der Wahrheit ins Auge blicken. Was die Wahrheit ist, bestimmt sie ebenfalls mit ihren Laternehaltern.
Im vernebelten Gaslicht holt sie aus zur Implantation der
neuen Wahrheit: Die Pandemie, die keine war, ist noch lange nicht vorbei!
Die Dummerchen, die das geglaubt haben, werden aufgeklärt. Aber kein Problem,
wer dadurch instabil wird, hat eine starke Regierung zur Seite.
Nicht nur, dass es nicht bald oder bereits zu Ende ist, es geht eigentlich gar
nicht zu Ende, solange Frau Merkel es nicht sagt. Verwirrung. Wir werden
noch lang mit dem Virus leben müssen. Das verbrüdernde Wir zeigt: "Seht ihr,
ich leide doch auch! Aber ich bin stark und beklage mich nicht, sondern sorge
für euch."
Ihre hellseherische Voraussage wird zum Fakt erhoben.
Lustigerweise ist sie nicht mal gelogen, denn wir leben tatsächlich auch
weiterhin mit dem Virus, so wie wir auch vorher immer mit Corona-Viren gelebt
haben. Doch das wird so verdreht, dass es zum Zweck passt. Hier wird gedroht,
mit harmlosen Viren und mit daran sterbenden Menschen, obwohl kaum welche daran
sterben, wenn überhaupt. Gaslight. Und wenn welche sterben würden, rein hypothetisch, dann wäre
das Volk, das den Ernst der Lage nicht erkennt und undiszipliniert wie die
Kinder ist, daran Schuld. Da kann es doch froh sein, dass ihm, dem Volk, in
seinem Leichtsinn eine Regierung beisteht, die den Überblick hat.
Der Satz "Eine solche Situation ist nur akzeptabel und
erträglich, wenn die Gründe für die Einschränkungen transparent und
nachvollziehbar sind, wenn Kritik und Widerspruch nicht nur erlaubt, sondern
eingefordert und angehört werden, wechselseitig" ist die typische Verdrehung
des Gasligthing. Der Satz stimmt nämlich. Man kann ihm nur zustimmen. Aber was
hier gesagt wird, wird genau gegenteilig umgesetzt. Es gibt keine Transparenz,
es gibt nicht mal Gründe und weder Kritik noch Widerspruch werden geduldet,
sondern niedergeknüppelt. Doch der Leser stimmt zu, nickt innerlich, denn der
Satz an sich stimmt ja, und schon hat man den Bürger wieder d´accord und
gleichzeitig weiter verunsichert.
Die freie Presse ist nicht frei, einzig die
Propaganda-Presse trällert frei in die Wohnzimmer und in die zu überwachenden
Mobiltelefone und singt beharrlich dasselbe Lied. Von wechselseitigem Vertrauen
ist die Rede: "Vertrau mir!", sprach die Schlange, die das Eichhörnchen fraß.
"Ich vertrau dir auch!"
Die Kurve der Sterblichkeit während eines angeblich medizinisch bedeutsamen
Virusbefalls zeigte bereits vor Beginn der Maßnahmen einen Reproduktionsfaktor
von unter 1. Vom ersten Tag an gab es also keine wissenschaftliche Grundlage
für die Kastration des freiheitlich-demokratischen Lebens. Vor Kurzem noch hieß
es: Liegt die Reproduktionsrate bei unter 1, ist das Virus besiegt. Dieser
Status R< 1 war aber schon vor dem Lock-down erreicht, und er hält sich nach
wie vor auf diesem Niveau. Auch das Gaslighting par excellence.
Im Jahr 2016 gab es in Deutschland durchschnittlich 2.496 Sterbefälle
pro Tag, in 2017 pro Tag 2.545 Sterbefälle, in 2018 pro Tag 2.616, in 2019
waren es 2562 pro Tag.[i]
In 2020, also jetzt, gibt es hochgerechnet 2697 Sterbefälle[ii]
pro Tag. Man sieht also: Die Sterbezahlen sind und bleiben konstant, mit oder
ohne "Corona". Solche Aussagen wie "Wir leben nicht in der Endphase der
Pandemie, sondern immer noch an ihrem Anfang. Wir werden noch lange mit diesem
Virus leben müssen. Und die Frage, wie das Virus zu irgendeinem Zeitpunkt unser
Gesundheitssystem überwältigt und in der Folge unzählige Menschen das Leben
kostet,..." ist weder eine Information noch ein Fakt, sondern sie bereitet den
Boden für weiteres Gaslighting.
Zur Erinnerung: Gaslighting dient dem Gefügigmachen. Es soll
die Manipulationspotenz stärken, verunsichern und Abhängigkeit schaffen.
Gaslighting führt nicht, nie, zu einer Problemlösung, denn es geht nicht um die
Inhalte, es geht um Macht, um das Dominieren einer Weltbevölkerung.
[i] Statistisches Bundesamt (2020): Sterbefälle 2016 bis 2020. https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Sterbefaelle-Lebenserwartung/Tabellen/sonderauswertung-sterbefaelle.html
abgerufen 23.04.2020
[ii] Statistisches Bundesamt (2020): Sterbefälle 2016 bis 2020. https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Sterbefaelle-Lebenserwartung/Tabellen/sonderauswertung-sterbefaelle.html
Abgerufen 23.04.2020
Photo: Stefan Keller